Ortswechsel können mächtig
beflügeln: Der Umzug der Nürnberger Akademie-Absolventen
aufs "Nürbanum"-Gelände in der Südstadt
brachte 1998 endlich wieder frische Farbe in die alljährliche
Leistungsschau zum Studienabschluß. Der Energieschub hat
angehalten. Auch diesmal sind die Absolventen in den "Businesspark"
gegangen, haben Ihre Ausstellung wieder selbst organisiert und
als Novum außerdem ein ganzwöchiges Rahmenprogramm
auf die Beine gestellt.
Den Lohn gab's schon vor der Eröffnung: Die Jury sprach den Absolventen preis diesmal keinen Einzelkünstlern zu, sondern dem siebenköpfigen Organisationsteam. Man sei sich bewußt, so die Juroren, "daß man mit diesem Schritt neue Wege geht, da man nicht den traditionellen Werkbegriff - und damit Kunstbegriff - bedient, sondern einen Strukturgeber prämiert, der aber den Kunstbetrieb in allen Bereichen durch seine Arbeit reflektiert".
Von soviel Ehre waren die Organisatoren selbst überrascht.
"Die Preisentscheidung hat uns umgeweht", sagt Christa
Wilhelmine Lösel, die sich gemeinsam mit Reiner Hofmann,
Thorsten Jones, Stefan Krüskemper, Verena Manz, Wolfgang
May und Pirko Schröder die Anerkennung wohlverdient hat.
Obwohl der Titel der Schau - "warenzeichen" - einen
messeartigen Aufbau wie im Vorjahr nahegelegt hätte, wurde
auf Teilungen der eintausend Quadratmeter großen Ausstellungsflächen
über dem Taco-Restaurant verzichtet. Der luftig-weite Raumeindruck
bleibt so erhalten, was den großen Werken zugute kommt,
kleinere aber etwas verloren erscheinen läßt.
Tatsächlich ist nicht alles, was hier von über 30 Absolventen gezeigt wird, überzeugend oder originell, manches wirkt auch banal. Doch gibt es genügend gelungene Kunststücke, um die von 20 Sponsoren unterstützte Ausstellung zu einer lebendigen Qualitätsschau zu machen.
Das fängt schon draußen an. Entlang der gesamten Frontfassade
hängen mit roter und orangefarbener Flüssigkeit gefüllte
Plastikschläuche von Reiner Hofmann, in denen der Pegelstand
dank solarbetriebener Pumpen je nach Sonnenintensität variiert.
Auf die Balkonbrüstung davor hat Christian Rösner rohe
Holzklötze mit winzigen Tonfiguren obenauf gestellt. Innen
begegnet man wieder einer seiner raumhohen Holzfiguren - diesmal
"Mann mit Löwe".
An gleicher Stelle wie bei der kürzlich hier präsentierten
"jetzt" - Ausstellung zeigt Thomas May erneut seinen
aufgeblähten Leinwandbauch aus Polyurethan, allerdings nicht
im Original, sondern als großes Ausstellungsphoto. Bernd
Klausecker bedient den "warenzeichen"-Titel gekonnt
mit seinen materialtäuschenden Email-Malereien und gezeichneten
Handtüchern. In der L-Passage auf dem "Nürbanum"-Gelände
errichtete Stefan Kräskemper eine temporäre Kapelle,
in der zu Gottesdiensten und Internet-Meditationen eingeladen
wird.
Für die abwechslungsreiche, ein breites künstlerisches Spektrum abdeckende Absolventenschau sollte man Zeit mitbringen. Dann wird sie zu einem spannenden Parcours der Entdeckungen. |