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AZ
Pfingsten 1999

Latex für die Fensterbank

Ernsthaftes Spiel mit der Wahrnehmung:
Rauminszenierung des Nürnberger Künstlers
Bernd Klausecker im Hemdendienst

Den Ausklang des letzten Jahres gestaltete der Hemdendienst mit einer Installation der beiden Wiener Christine Meisner und Paul Zoller künstlerisch wertvoll und zeigte gleichzeitig die Richtung für das kommende Jahr an: Moderner Kunst ein ehrliches Forum bieten, und mehr auf Klasse statt Masse setzen. Für den Start in den Frühling wurde der Nürnberger Akademieabsolvent Bernd Klausecker gewonnen. Nach ersten Besichtigungen des Ausstellungsraumes entschied sich der Künstler zu einer Rauminszenierung. Man betritt den Raum und entdeckt langsam die Oberflächen, die künstlerisch bearbeitet wurden. Das imaginäre Waschbecken, weiter links die zwei runden Metallscheiben, alle drei Dinge in die Wand eingelassen und völlig plan gearbeitet. Die schwarze Latexfarbe auf der Fensterbank und ein Strich davon auf einem Balken über den Köpfen, streng zur restlichen Balkenfläche abgetrennt, und die falsche Steckdose unter dem Waschbecken. Auffällig die auf den ersten Blick raumbeherrschende rostrote Stirnwand, auch sie Teil des Werkes, soll sie die Installation auffangen, abrunden. Die Reise durch den Raum, mit der Bernd Klausecker eine Sensibilisierung des Betrachters erreicht, wenn man bereit ist, sich auf die sicherlich auch ein wenig spröde wirkende Modernität einzulassen, war auch für den Künstler Neuland. Bisher der Arbeitsweise mit dem klassischen Tafelbild verpflichtet, überschreitet er eigene Grenzen. Spielerisch und humorvoll versteht er es, mit der Wahrnehmung umzugehen. Ernsthaft und trocken ist er in der künstlerischen Konsequenz.
kei
AZ Foto

Künstler am Werk: Bernd Klausecker verpaßt dem Fensterbrett
im Hemdendienst einen Latexüberzug.

Foto: Tisch